Hin und wieder kommt es vor, dass auch Männer eine weiblich anmutende Brust entwickeln. Ist dies der Fall, spricht man von einer Gynäkomastie. Nicht selten fühlen sich Männer dadurch unbehaglich, schämen sich oder meiden gar öffentliche Zurschaustellungen z.B. in Schwimmbädern oder Sammelumkleiden. Betroffene empfinden dieses Erscheinungsbild meist als „unmännlich“. Doch nicht jede Gynäkomastie ist gleich – die unterschiedlichen Arten dieses Krankheitsbildes erläutern wir Ihnen im Folgenden.
Was versteht man unter Gynäkomastie?
Das Krankheitsbild der Gynäkomastie ist gekennzeichnet durch das Wachstum von Brustdrüsengewebe beim Mann. Es ähnelt dabei dem eines pubertären Mädchens, indem es verschiedene Wachstumsphasen durchläuft. Manche bezeichnen es daher auch als „Männerbusen“. Dieser kann beidseitig, aber auch einseitig auftreten und typische Beschwerden hervorrufen. Dazu gehören z.B. Spannungsgefühle oder eine unangenehme Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen. Ob im Falle einer Gynäkomastie eine Behandlung durch einen Arzt erforderlich ist, richtet sich nach der Ursache.
Man unterscheidet prinzipiell in drei verschiedene Formen: die natürliche (physiologische) und krankhafte (pathologische) Gynäkomastie sowie die Pseudogynäkomastie.
Die natürliche (physiologische) Gynäkomastie
Es gibt verschiedene Lebensabschnitte, in denen eine Gynäkomastie auf natürliche Weise hervorgerufen werden kann. In der Regel liegt dann ein verändertes Gleichgewicht zwischen dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen und dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron vor. Steigt der Östrogenspiegel eines Mannes, kann dessen Brustgewebe sensibel darauf reagieren.
Der erste relevante Lebensabschnitt ist das Neugeborenen-Alter. Neugeborene stehen in besonders engem Kontakt mit den weiblichen Hormonen ihrer Mutter während der Schwangerschaft. So entwickeln etwa 60 % aller männlichen Babys in den ersten Wochen einen kleinen Brustansatz, welcher jedoch meist von kurzer Dauer ist. Man spricht von einer Neugeborenengynäkomastie.
Auch die Pubertät ist eine bedeutende Lebensphase für den Hormonhaushalt. Sie bildet den zweiten relevanten Lebensabschnitt, der eine Pubertätsgynäkomastie hervorrufen kann. Eine hormonelle Dysbalance kann die unangenehme Bildung von übermäßigem Drüsengewebe bewirken, welches sich meist selbstständig zurückbildet. Für den Fall, dass dies jedoch auch nach dem 20. Lebensjahr bestehen bleibt, ist eine chirurgische Entfernung möglich. Auch wenn keine Gesundheitsgefahr besteht, kann die Lebensqualität des Betroffenen auf diesem Wege erheblich gesteigert werden.
Doch auch im Laufe des Alters sind Dysbalancen im Hormonhaushalt möglich. Die natürliche Alterung bringt verschiedene körperliche Veränderungen mit sich. Dazu gehört ein Anstieg des Fettgewebes im Körper sowie die Abnahme der körpereigenen Testosteronproduktion. Ein Enzym namens „Aromatase“, welches im Fettgewebe lokalisiert ist, bewirkt zudem die dortige Umwandlung von Testosteron in Östrogen. Diese körperlichen Veränderungen können in der Summe eine sogenannte Altersgynäkomastie zur Folge haben.
Die krankhafte (pathologische) Gynäkomastie
Nicht jede Gynäkomastie ist auf eine hormonelle Dysbalance zurückzuführen. Sie kann unter Umständen auch Hinweise auf krankhafte Prozesse im Körper geben. Eine fachärztliche Abklärung der Ursache ist deshalb bei gegebenem Verdacht äußerst sinnvoll.
Es könnte z.B. eine erbliche Gynäkomastie vorliegen. Ursächlich hierfür können Störungen in der Produktion oder Weiterverarbeitung der männlichen Hormone sein – etwa, weil die Hoden kein oder nur wenig Testosteron produzieren oder aber zur Produktion benötigte Enzyme nur eingeschränkt funktionsfähig sind. Eine solche Gynäkomastie kann jedoch auch durch eine fehlerhafte Erbsubstanz hervorgerufen werden. Veränderungen der DNA sind möglich, indem z.B. Abschnitte fehlen oder das weibliche X-Chromosom doppelt vorliegt (sog. Klinefelter-Syndrom).
Neben den erblichen Faktoren müssen jedoch auch chronische Erkrankungen berücksichtig werden, denn auch sie können das Brustwachstum bei Männern auslösen. Leber- oder Nierenerkrankungen können beispielsweise ursächlich für einen Überschuss an weiblichen Hormonen sein. Auch die Ernährung spielt eine Rolle in Bezug auf den Testosteronhaushalt. So kann z.B. eine Unterernährung einen starken Abfall des Hormons zur Folge haben.
Vorsicht geboten sei außerdem bei der Einnahme von Medikamenten wie Herzmedikamenten oder Antidepressiva sowie bei Missbrauch von Drogen und auch bei Alkohol. Durch den Konsum kann der Hormonhaushalt ebenfalls (negativ) beeinflusst und die Brustbildung begünstigt werden.
Die Pseudogynäkomastie (Lipomastie)
Verändert sich nicht das Drüsengewebe selbst, spricht man auch von einer Lipomastie. Diese ist auch bekannt als „Fettbrust“, da hier Fett in die Brust eingelagert wird. Diese Form tritt häufig in Kombination mit Adipositas auf.
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